Scharnitz wird zurückerobert

Kurfürst Max II. Emanuel hat sich mit seinen Truppen nach Bayern zurückgezogen. Doch er kann sich mit dem Verlust von Scharnitz und Leutasch nicht abfinden. Dazu bestätigen Berichte, dass General Heister Richtung München vorrückt. Strategisch bleiben ihm zwei Optionen: entweder nach München zu ziehen, die österreichischen Truppen dort zu stellen und den Kampf auf heimischen Boden auszutragen – oder das Überraschungsmoment zu nutzen und Tirol noch einmal zu besetzen, womit die kaiserlichen Truppen gezwungen wären, nach Tirol zurückzukehren, um hier gegen die Bayern zu kämpfen.

Max II. Emanuel entschließt sich, das Unerwartete zu tun: Er führt sein Heer zurück nach Mittenwald. Die Tiroler, die den Ausfall nach Bayern gewagt haben, konnten ihre Grenzbefestigungen noch nicht wieder instand setzen. Nur wenige Kämpfer sind hier geblieben, mit einem Retourmanöver des Kurfürsten hat niemand gerechnet.

Die Eroberung der Porta Claudia und der Leutascher Schanze ist dennoch nicht einfach. Deshalb greifen die Bayern zu einer List. Der Mittenwalder Oberjäger Adam Schöttl kennt einen Weg über die Berge, über den die Soldaten die beiden Befestigungen umgehen können. Der Kurfürst schickt seine Männer mit dem Oberjäger in die Leutasch, und so stehen sie plötzlich hinter der dortigen Schanze. Deren Verteidiger sind gezwungen, sich zu ergeben. Die Leutascher Schanze fällt. Kurz darauf greifen die Bayern die Porta Claudia von hinten an. Auch hier müssen die Tiroler kapitulieren. Zum zweiten Mal in diesem Jahr erweist sich die Rückseite als ihre Schwachstelle. Und Scharnitz ist wieder besetzt.

Doch hat der bayerische Kurfürst offenbar nicht mit der schnellen Reaktion der Österreicher auf sein Manöver gerechnet. In großer Truppenstärke macht die kaiserliche Armee unter General Heister kehrt und eilt Tirol erneut zu Hilfe. In der Chronik lesen wir, dass die Berichte darüber Max II. Emanuel dazu bewegen, die Besatzung rasch aufzugeben und sich mit seinem Heer wieder nach Bayern zurückzuziehen.

Auf der Seite der Bayern hat General Maffei das Kommando. Er ordnet den Rückzug aus Leutasch und Scharnitz an, lässt aber zuvor noch die Wehranlagen sprengen. Wieder soll hier so viel Schaden wie möglich angerichtet werden.

Mit diesem Abzug der Bayern aus Scharnitz und Leutasch ist der Spanische Erbfolgekrieg in Tirol allerdings vorbei. Die Monate der Kämpfe, Eroberungen und Rückeroberungen gehen als „Bayerischer Rummel“ in die Geschichte ein.