Scharnitz ist Besetzt

In den Jahren der französisch-bayerischen Besetzung Tirols sind Repressalien gegen seine Bevölkerung an der Tagesordnung. Der französische Befehl, 1.000 Tiroler zum Kriegsdienst in die französische Armee einzuziehen, ist nach vier Jahren der Unterdrückung allerdings der Tropfen, der für die Bevölkerung das Fass zum Überlaufen bringt.

1809 wollen die Machthaber mit hundert bayerischen Soldaten eine Rekrutierung in Axams erzwingen. Aber eine heimlich zusammengestellte Einheit des Landsturms nimmt sie gefangen. Daraufhin erhebt sich die Bevölkerung im ganzen Land gegen die Besatzer. Unter französischem Kommando schlagen bayerische Soldaten mehrere Aufstände nieder. Doch die Tiroler sind gut organisiert, und ab April können sie erste Siege gegen die Bayern verbuchen.

Um die Aufständischen zu bezwingen, wird Graf Arco mit 300 Männern von Bayern Richtung Innsbruck abkommandiert. Im Mai besetzen sie Scharnitz, halten dem Tiroler Landsturm aber nur einen Tag stand und müssen sich nach Mittenwald zurückziehen. Der Landsturm versucht mehrfach, die Bayern dort anzugreifen, doch schließlich gelingt es diesen, die Festungsruine und damit Scharnitz in einer Gegenoffensive zurückzuerobern. Um die Aufständischen zu bestrafen, wird das Dorf Ende Mai niedergebrannt.

Nach der dritten Bergisel-Schlacht im August 1809 müssen sich die bayerischen Besatzer aber allerorts zurückziehen und räumen auch Scharnitz. Die Tiroler versuchen sogleich, die Grenze neuerlich zu befestigen und sich in den Ruinen der Porta Claudia festzusetzen. Doch die napoleonischen Truppen schlagen noch einmal zurück. Am 25. Oktober überrennen sie die Scharnitzer Befestigung, plündern das Dorf und stecken es ein weiteres Mal in Brand.

Dieser Schlag im Oktober 1809 wird in diesem Krieg das letzte Mal sein, dass um die Porta Claudia Blut vergossen wird. Doch für Tirol ist der Kampf noch nicht vorbei.