Oberstleutnant Swinburne

Neys Gegenspieler auf österreichischer Seite in der Schlacht um die Porta Claudia 1805 ist Oberstleutnant Robert Thomas Freiherr von Swinburne. Geboren 1763 in der englischen Grafschaft York, beginnt er seine militärische Karriere in den Koalitionskriegen im Dienste der kaiserlich-königlichen Armee. Rasch steigt Swinburne auf: 1782 noch Fähnrich, ist er 1784 Unterleutnant, 1788 Oberleutnant, 1793 Hauptmann, 1800 Major, 1804 schließlich Oberstleutnant und 1806 Oberst. 1809 erhält er nach der Schlacht von Aspern die Ernennung zum Generalmajor. 1838 tritt er in den Ruhestand und lebt als Freiherr bis zu seinem Tode elf Jahre später.

Tapferkeit, Mut und Kriegsgeschick sind die wesentlichen Gründe für Swinburnes raschen Aufstieg in der Armee: Gegnern leistet er beharrlich Widerstand, bedient als Mitglied der Infanterie sogar Kanonen, wenn es nötig wird. Mehrfach trägt der Freiherr aus den Kämpfen Verwundungen davon. Für seinen Einsatz erhält er zahlreiche Auszeichnungen. Diese außergewöhnliche Reputation bringt Swinburne schließlich das Kommando über die Truppen in Scharnitz ein. Die Franzosen haben mit Marschall Ney einen Mann auf ihrer Seite, dessen Ruf militärischer Genialität ihm vorauseilt. So bieten die Österreicher mit Swinburne ebenfalls eine lebende Legende auf, einen Mann, dem sie zutrauen, Ney zu besiegen.

Am 13. Oktober 1805, einen Tag vor der Schlacht von Elchingen, in der die Franzosen unter Marschall Ney die kaiserlichen Truppen in die Flucht schlagen werden, erhält Swinburne das Kommando über die Festung in Scharnitz. Sein Bataillon besteht aus einem Detachement der Erzherzog-Karl-Infanterie und weiteren Kontingenten aus den Tiroler Landmilizen. Mit ihnen soll er den Pass in Scharnitz halten. Was zunächst eine reguläre Grenzverteidigung sein soll, wird allerdings zu einem Desaster werden. Meint die österreichische Führung, mit Swinburne ebenso abschreckend zu wirken wie Marschall Ney umgekehrt, so unterläuft sie diese Strategie mit dem Abzug ihrer Truppen aus Tirol. Die französisch-bayerischen Militärstrategen sollten glauben, dass ein Einmarsch in Tirol nur mit hohem Blutzoll möglich, also zu riskant sei. Der Abzug der österreichischen Armee motiviert die gegnerische Seite nun jedoch, einen Angriff zu wagen.

Swinburne muss der österreichischen Führung melden, dass Marschall Ney mit seinem Heer auf dem Weg nach Scharnitz ist. Am 2. November erhält er neue Befehle: Zweck der Verteidigung ist nicht mehr, die Angreifer am Einmarsch zu hindern, sondern die Festung genau drei Tage zu halten, um den Rückzug der Österreicher durch das Inntal abzusichern. Danach soll die Porta Claudia den Franzosen kampflos übergeben werden.

Diese ahnen jedoch nichts von den österreichischen Befehlen. Und so kommt es zur blutigsten Schlacht an der Porta Claudia, ein Sterben, das in mehrfacher Hinsicht sinnlos ist.

Die Porta Claudia fällt, die Franzosen marschieren in Tirol ein, Swinburne wird gefangen genommen. Marschall Ney würdigt allerdings seine militärischen Leistungen. Er lässt Swinburnes Waffen aufbewahren und sie ihm nach seiner Kriegsgefangenschaft mit der Bataillonsfahne zurückgeben. Die Franzosen sehen ihn als militärischen Helden, wenn auch auf gegnerischer Seite, und bedenken ihn dafür mit Respekt.