Die Umgehung – Der Anfang vom Ende

Es ist der 4. November 1805. Marschall Neys Truppen bereiten sich bei Mittenwald auf den nächsten Kampf vor. Die Aufforderung zur Kapitulation haben die Tiroler mit einem Ausfall beantwortet, der die französisch-bayerischen Truppen gezwungen hat, sich hierher zurückzuziehen.

General Loison erhält von Ney den Befehl, sich die wesentlich schwächer besetzte Leutascher Schanze vorzunehmen. Der Marschall selbst wird mit seinen Truppen gegen die Porta Claudia vorgehen. Nochmals fordert er die Scharnitzer auf zu kapitulieren, doch die reagieren mit einem neuerlichen Ausfall und weigern sich aufzugeben. Nach dieser dritten Absage an eine Kapitulation gibt es kein Zurück mehr. Um zwölf Uhr soll die Offensive beginnen.

Derweil findet General Loison für seine Mission gegen die Leutascher Schanze in Mittenwald Helfer. Schon im Spanischen Erbfolgekrieg hundert Jahre zuvor haben die Bayern die Porta Claudia nur von Süden einnehmen können. Dorthin sind sie einmal über die Berge gelangt. Zu den größten Schwächen dieser Grenzverteidigungsanlagen im Norden Tirols gehören also die Pfade, die um sie herumführen. Loison hört auf die Ortskundigen. Ein Mittenwalder Jäger dient ihm als Führer.

Die Tiroler haben die Leutascher Schanze verstärkt. Unter dem Kommando von Major Kraus warten 600 Männer und drei Kanonen darauf, Widerstand gegen die Angreifer zu leisten. Doch das „Alpl“ am Bergrücken nördlich des Leutaschtal-Ausgangs ist mit nur 38 Landstürmern unter der Führung von Matthias Reindl besetzt. Hierher führen die Mittenwalder nun die Franzosen. Sie gehen über den Alpberg und den Grünberg, dann beziehen sie oberhalb der Leutascher Schanze Stellung. Die Tiroler entdecken sie, und es kommt am Puitbach zum Gefecht. Um drei am Nachmittag ist alles vorbei. Die Leutascher Schanze ist gefallen.

General Loison verliert keine Zeit. Er weiß nicht, wie sich der Kampf an der Porta Claudia entwickeln wird, will aber den Tirolern bei Scharnitz eine üble Überraschung bescheren und die Festung von hinten angreifen, Marschall Ney so von der Südseite her unterstützen. Loison entlässt die Leutascher Gefangenen auf ihr Ehrenwort hin und zieht mit seinen Truppen zum Schlossberg. Dort lässt er noch vor Einbruch der Dunkelheit die Straße sperren. Damit ist eine Nachschubroute versperrt, und ein Teil seines Kontingents kann Richtung Scharnitz aufbrechen. Zeit ist nach wie vor ein wichtiger Faktor.