Eine Wiederauferstehung

Es sind erschreckende Zahlen, die auf Bayerischer Seite 1703 zu verbuchen waren: ein Krieg, der gerade eineinhalb Monate gedauert hat, brachten den bayerischen Truppen einen Verlust zwischen 3.000 und 4.000 Soldaten. Diesen verlorenen Leben stehen gerade 100 Tote auf Tiroler Seite gegenüber. Aufgrund der zeitlichen Kürze der Kampfhandlungen geht der Krieg  als “Bayrischer Rummel” in die Geschichte ein – harmlos war er zweifelsfrei nicht.

Während der gesamte Spanische Erbfolgekrieg noch bis 1714 dauern sollte, war 1703 für Tirol und Bayern im Wesentlichen der Krieg vorbei. Die Wunden waren aber geblieben. Eine völlig zerstörte Porta Claudia und die Besetzung Bayerns durch Österreich waren das Ergebnis. Die Besatzung sollte bis 1715 andauern und sich für die Bayern als alles andere als angenehm herausstellen: Willkür und Repression standen an der Tagesordnung.

Wenig verwunderlich, dass sich bayerische Aufständische relativ rasch gegen die Besatzer zu organisieren begannen. Bereits ab Sommer 1705 organisierten sich die Aufständischen und erste gewalttätige Ausschreitungen entluden sich im Herbst in der Oberpfalz, in Niederbayern und in der unserer Region hier am nahesten Region um Bad Tölz.

Kaiser Josef I., der die österreichischen Truppen anführte und am 5. Mai Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde, durfte wohl die zunehmend aufgeladene Stimmung der bayerischen Landbevölkerung nicht verborgen geblieben sein, denn 1705 fasste er auch den Beschluss, die Grenzbefestigung in Scharnitz wiederaufzubauen. Dazu werden neue Anlagen gebaut, im Norden eine neue Talsperre mit Kapelle und bauliche Änderungen und Verbesserungen am Fort Sankt Nikolo hoch über dem Ort.

Am 25. Dezember 1705 kommt es in Sendling bei München zu den bislang gewalttätigsten Ausschreitungen zwischen den bayerischen Aufständischen und der habsburgischen Besatzung. Sie geht als “Sendlinger Mordweihnacht” in die Geschichte ein. Die Reichsarmee unter dem Kommando von Kaiser Josef I. werden besiegt. Zwar setzten sich die österreichischen Besatzer gegen die aufständischen Bauern längerfristig durch und führten einen Gegenschlag durch, der den gesamten Aufstand schließlich niederschlug, doch 1715 muss sich Österreich schließlich aus Bayern zurückziehen. Das Klima zwischen Österreichern und Bayern ist aufgrund dieser Ereignisse auf längere Zeit vergiftet worden.

Josef I. stirbt 1711 und erlebt den Rückzug nicht mehr. Dass er damit gerechnet haben durfte, das erkennt der Beobachter an seinem Bemühen um die Wiedererrichtung der “Porta Claudia”. Seine baulichen Maßnahmen an der Grenzbefestigungsanlage überdauern ihn und seine Regentschaft. Und wie schon ein Jahrhundert zuvor sind es nicht nur Errichtungsmaßnahmen, die durchgeführt werden, sondern auch laufend Ausbesserungs- und Sanierungsarbeiten. Die Witterung ist gnadenlos in den Bergen…