Die Isar führt Hochwasser

Der langsame Verfall der Porta Claudia durch Witterung hatte bereits Claudia de’Medici veranlasst über bessere Abdeckung und Baumaterialien zu sprechen, um Gebäude länger in gutem Zustand zu halten. Für eine Wehranlage sind Maßnahmen für das Aufrechterhalten eines guten Zustandes im Kriegsfall lebenswichtig.

Doch das Wetter kann man nicht aufhalten. Tief verschneite Winter mit extrem niedrigen Temperaturen und Schneemassen, heftige Windstürme, die den Schnee auch noch in die tiefsten Ritzen tragen, sind noch heute üblich. Gefriert das Wasser, dehnt es sich aus und mit jedem Frost werden weitere Mauerteile aufgebrochen und aufgesprengt. Das sonnige Wetter, das den Schnee und das Eis schmelzen lässt, führt zum Abrinnen des Wassers, lässt es aber auch tiefer in das Mauerwerk eindringen. Und fällt die Temperatur das nächste Mal wieder, friert das Wasser und die Sprengkraft des Eises setzt ihr Zerstörungswerk fort.

Strenge und kalte Winter sind in der Region keine Seltenheit, doch 1757 ist ein Ausnahmejahr: die Schneemassen sind dermaßen erdrückend und der Winter hart, dass der Ortschronist sie ausdrücklich erwähnt.

Im Karwendelgebirge hält sich Schnee und Eis länger. Doc h wird es warm und  kommt ein besonders heißer Sommer, setzt eine Schneeschmelze ein, die die Bäche bald an ihre Grenze bringt. Die Zuflüsse im Karwendel führen in die Isar. Die Isar führt durch das Dorf. Und führt sie zu viel Wasser, kann sie auch an die Ufer treten. Die Gefahr ist am größten, wenn es zuvor Winter mit viel Schnee gab.

1762 kommt es zu einer der schwersten Hochwasserkatastrophen an der Isar. Sie richtet Schäden im Karwendel an, im Dorf, aber auch an der Talsperre. Die Chronik berichtet darüber, dass vom 9. bis 12. Juli von der Klamm auswärts die Isar “fürchterlich gewütet” habe. Der Fluss tritt über die Ufer und steigt so stark an, dass Wasser sogar durch die Fenster der Festungskaserne drang.

Hochwasser wird begleitet von Schotter und Schlamm. Mauerwerk wird ausgewaschen und angegriffen. Als das Wasser wieder zurückgeht, bleiben Schäden an der Festungsanlage zurück, die die ohnehin schon witterungsbedingten Schäden der vergangenen Jahre noch verschlimmern.

Und so ist es plötzlich nicht mehr der Feind in Rüstung und unter Waffen, der der stolzen Wehranlage zusetzt. Doch nach jedem Gewitter scheint wieder die Sonne. Und auch für die Porta Claudia sollten wieder sonnige Tage anbrechen.