Nach dem Krieg: Die Zollwache

In den ersten Jahren nach dem Krieg gibt es zwischen Österreich und Deutschland wenige grenzüberschreitende Verbindungen. Erst mit einiger Verzögerung werden Telefonleitungen zwischen den Ländern wieder hergestellt und der Briefverkehr uneingeschränkt möglich. Beide sind in Besatzungszonen unterteilt. Mit dem Grundgesetz 1949 wird die Bundesrepublik Deutschland, die BRD, aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges geschaffen, ein Bundesstaat, der vollständig in die westliche Staatengemeinschaft integriert wird. Im Osten des ehemaligen Deutschen Reiches werden Pommern, Schlesien und Ostpreußen von Polen oder der Sowjetunion annektiert, das Gebiet des heutigen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg, Vorpommern und Thüringen wird zum eigenständigen kommunistischen Satellitenstaat der Deutschen Demokratischen Republik, DDR.

Die Grenze zwischen der BRD und Österreich wird wieder dort gezogen, wo sie bis 1938 war. Es ist der Grenzverlauf, wie ihn Maria Theresia im Karwendel-Vertrag mit Freising vereinbart hat. Da die Vermessungstechnik aber mittlerweile präziser ist, definiert eine Kommission ab 1952 jede Grenzlinie zwischen der BRD und Österreich neu. 1975 legen die beiden Länder ihre Grenze in einem Staatsvertrag schließlich endgültig fest.

In den Nachkriegsjahren sorgt die Westintegration der BRD für eine beispiellose Erfolgsgeschichte des wirtschaftlichen Aufbaus und Aufschwungs. Als Wirtschaftsmacht in Europa steht die Bundesrepublik auch mit Österreich, das die Alliierten bis 1955 besetzt halten, wieder im regen Handel. Der ist jedoch nicht frei wie heute. An den Grenzen werden Zollwacheämter errichtet. Sehr genau kontrollieren die Beamten die Menschen, die über die Grenze wollen, und die Waren, die über die Grenze sollen. Allerdings etabliert sich durch die Zollbestimmungen hier im Grenzgebiet bald eine rege Schmuggler-Kultur, von der ehemalige Zollwachebeamte noch heute anekdotenreich erzählen können.

Auf österreichischer Seite wird das Zollamt dort eingerichtet, wo einst die Torbastion der Porta Claudia war. Die Mittenwalder Zöllner haben ihre Wachstuben nahe der Grenze zu Scharnitz.

Die österreichischen Zollwachebeamten tragen eine graue Uniform. Die Grenze ist in Kontrollabschnitte gegliedert, allem steht ein Kontrollabschnittsleiter vor. 1947 wird der Zollwachdienst neu organisiert: Die Kontrollabschnitte werden zu Zollwachabteilungsinspektoraten. Zu den Aufgaben des Leiters eines Inspektorats gehört auch der ständige Kontakt zum Bürgermeister und der Bezirkshauptmannschaft.

Durch die europäische Integration ab den 1990er-Jahren, Zollabkommen, den EU-Beitritt Österreichs und Schengen enden die Grenzkontrollen schließlich. Die Aufgaben für die Zollwache ändern und entwickeln sich jedoch stetig weiter.