1995: Österreich tritt der EU bei

Österreich ist seit 1960 Mitglied der EFTA, der Europäischen Freihandelszone. Ab 1989 wird darüber hinaus offensiv über einen Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften diskutiert, die mit dem Vertrag von Maastricht einige Jahre später in die Europäische Union münden werden. Im Juni 1989 beschließt der Nationalrat, dass die österreichische Bundesregierung den Beitritt Österreichs zu den Europäischen Gemeinschaften beantragen möge. Im Juli überreicht Außenminister Alois Mock das österreichische Beitrittsansuchen dem französischen Außenminister Roland Dumas, der gerade den Ratsvorsitz innehat. Zwei Jahre später nimmt die EG dazu positiv Stellung.

In dieser Zeit verändern sich die Europäischen Gemeinschaften aber auch selbst. Ab 1992/93 gilt der Vertrag von Maastricht, mit dem aus ihnen die Europäische Union wird. Österreich legt auf dem Weg in die EU einen Zwischenschritt ein. 1994 wird es Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum, der eine Freihandelszone zwischen EU und EFTA ist und medial als „Vorhof der EU“ gilt.

Nach herausfordernden Verhandlungen zwischen der EG und Österreich steht der Beitrittsvertrag schließlich. Nun ist die österreichische Bevölkerung am Wort. Am 12. Juni 1994 stimmen die Wahlberechtigten mit einer klaren Mehrheit von 66,6 Prozent dafür. Am 1. Jänner 1995 tritt Österreich der Europäischen Union bei.

Es ist das Ende der Zollkontrollen an den Grenzen zu den EU-Nachbarstaaten. Die Kontrolle der Menschen bleibt aber noch aufrecht. Der freie Personenverkehr ist in einem eigenen Vertrag geregelt, dem Schengener Abkommen. Es wurde 1985 vereinbart, damals haben dem Schengen-Raum lediglich fünf EG-Mitglieder angehört.

Österreich unterzeichnet das Schengener Abkommen am 28. April 1995. Aber erst Jahre später, am 1. Dezember 1997, fallen die Kontrollen an den österreichischen EU-Innengrenzen weg. Insgesamt zieht sich das Ende der Grenzkontrollen bis April 1998 hin.

Als Schengen-Staat braucht Österreich seine Zollanlagen nun nicht mehr. Wachhäuschen werden abgebaut oder niedergerissen. Die Zollgebäude verkauft der Bund. Ziel ist es, keine Balken oder Zollhäuschen, keine sichtbaren Grenzen mehr zu haben.