Die Tragödie für Bayern

Nach der schweren Niederlage der Bayern 1704 verlässt Max II. Emanuel München, noch bevor die österreichischen Truppen dort eintreffen. Er geht in die Spanischen Niederlande ins Exil. Die Regentschaft hat er an seine Frau Therese Kunigunde übertragen.

Damit liegt es nun an der Kurfürstin und General Maffei, die Kapitulation von München umzusetzen. Kaiser Leopold I. schließt mit Therese Kunigunde den Vertrag von Illbesheim, der ihr die Oberhoheit und Kontrolle über die bayerische Hauptstadt gewährt. Anders als bei einer rigiden Besatzung durch österreichische Truppen kann der Habsburger-Kaiser seine militärischen Kräfte so anderweitig bündeln und muss sich nicht um die Aufrechterhaltung der Ordnung in München kümmern.

Mit dem Tod Leopolds I. ändert sich das jedoch. Sein Nachfolger Josef I. lässt München tatsächlich besetzen und betreibt eine brutale Besatzungspolitik: Steuern werden erhöht, Soldaten ohne Einverständnis der Bevölkerung in deren Häusern einquartiert. Was die Truppen an Lebensmitteln und sonstigem benötigen, wird beschlagnahmt. Das trifft vor allem die oberbayerische Landbevölkerung hart.

Die rigide Besatzungspolitik weckt Widerstand in der Bevölkerung. In München planen Verschwörer rund um Johann Jäger und anderen einen Aufstand. Hier und am Land kommt es im Dezember 1705 zu Erhebungen gegen die österreichischen Besatzer.

Die kaiserlichen Truppen schlagen die Revolte allerdings brutal nieder. Selbst Aufständische, die sich ergeben, dürfen selten auf die Gnade der Gefangenschaft hoffen. Die meisten werden noch an Ort und Stelle hingerichtet. Die letzte Gruppe der Widerstandskämpfer versteckt sich in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember in der Pfarrkirche von Sendling. Im Auftrag der kaiserlichen Reichsarmee spürt ein Infanterieregiment aus Würzburg die Aufständischen dort auf. Die Soldaten zeigen weder Achtung vor der Kirche noch vor dem Christfest. Sie richten unter den Rebellen ein Massaker an. Es wird als „Sendlinger Mordweihnacht“ in die Geschichte eingehen. Der Widerstand der Bayern bricht zusammen. In nur drei Wochen des Aufstands haben über 10.000 Menschen den Tod gefunden.

Die schrecklichen Ereignisse prägen die Menschen in Oberbayern und München über Generationen. Plünderungen in Mittenwald, Hinrichtungen in München, Steuereintreibungen und Zwangsrekrutierungen schüren den Hass gegen Österreich und brennen den Wunsch nach Rache und Revanche ins kollektive Bewusstsein der Bayern ein. Hundert Jahre später wird sich dieser Zorn in den Napoleonischen Kriegen entfesseln und gegen die Menschen in Tirol wenden.