Die Blaue Traube und das Ballenhaus

Wir durchqueren immer noch das Dorf. Doch wir nähern uns immer mehr der Porta Claudia. Das Gebäude, zu dem wir nun gekommen sind, ist auf einem alten Modell, das im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum steht, bereits deutlich ersichtlich. Es handelt sich um den ehemaligen Gasthof Blaue Traube. Die Blaue Traube war ein Wirtshaus. Wie schon der südlich gelegene Gasthof zum Goldenen Adler war auch die Traube ein gut besuchter Gastbetrieb, der von Durchreisenden und Händlern gerne genutzt wurde, um Pferde zu tränken, zu rasten und auch zu übernachten. Waren und Güter, die die Durchziehenden mitbrachten, wurden gegenüber der Blauen Traube aufbewahrt in einem Ballenhaus. Dieses Ballenhaus ist heute nicht mehr existent, nur mehr der Teil einer Seitenmauer erinnert uns noch daran. Auf alten Fotografien ist das Ballenhaus jedoch noch erkennbar, genauso wie sein Standort auf dem vorher erwähnten Modell.

Nach der Errichtung der nördlichen Teile der Wehrfestung wurde die Blaue Traube immer bedeutender. Nicht nur, dass sich die Verteidigungskräfte bei der Wehranlage gerne in einem nahe bei ihnen liegenden Gasthaus aufhielten – es hatte auch eine strategische Bedeutung.

1703, als sich die Festungsanlage im Kampf gegen die bayerischen Truppen bewähren musste, wurde den Berichten zufolge im Eiskeller der Blauen Traube das Waffenpulver gelagert. Weiter wird berichtet, dass nach dem Einrücken der Bayern dieses Munitionsdepot gesprengt wurde. Eine Darstellung, der heute in Zweifel zu ziehen ist, hätte doch so eine Sprengung das Gebäude selbst auch beschädigt. Wahrscheinlicher dagegen ist, dass vom Eiskeller der Blauen Traube aus ein unterirdischer Gang zu diesem Schwarzpulverlager geführt hat. Ein alter Bogen im Eiskeller des Gasthofes legt nahe, dass es einen Gang gab, der später verschüttet wurde. Betrachtet man die Ausrichtung des Ganges, so würde er geradewegs zu einem weiteren Gebäude führen, das einst zur Wehranlage der Porta Claudia gehörte: dem Zeughaus.

Es darf daher angenommen werden, dass das Pulverlager in einem Kellerverlies zwischen Blauer Traube und dem Zeughaus, wo ja Waffen gelagert wurden, eingerichtet war. Dieses Lager wurde gesprengt – und damit auch der Verbindungsgang verschüttet. In späteren Berichten wird nicht mehr erwähnt, dass die Blaue Traube für die Zwecke der Wehranlage verwendet wurde.