Die Arbeiten an der Porta Claudia

Um ein solches Projekt wie die Wehranlage bautechnisch umzusetzen, braucht es nicht nur Architekten wie die Gebrüder Gumpp. Es braucht auch Geld, Material und Arbeiter. Um genügend Arbeiter zu haben hatte Claudia bereits für Ehrenberg verfügt, dass die anderen Gerichtsbezirke mit Personal aushelfen und Zimmerleute und Maurer nach Scharnitz schicken sollten.

In erster Linie wurden Arbeiter aus den umliegenden Orten herangezogen, die beim Schanzbau mitarbeiten sollten. Zusammen mit den aus den Gerichtsbezirken geschickten Leuten und den zwangsrekrutierten Bettlern und Landstreichern ergab sich eine stattliche Zahl an Bauarbeitern, die fleißig an der Schaffung der Befestigung zugange waren. Der Zustrom von Arbeitern erreichte seinen Höhepunkt am 29. Mai 1634. Dokumentiert ist, dass Claudia dem Amtsrichter von Ehrenberg die Rekrutierung von Arbeitern erließ, das sich bereits genügend Männer in Scharnitz aufhielten.

War der Bau der Schanze 1634 abgeschlossen, so geschah was wohl überall bei Bauwerken geschieht: Verwitterung und schleichender Verfall setzten ein, Reparaturen und Sanierungsarbeiten waren vonnöten. Doch hatte sich die Bedrohungslage inzwischen wieder entfernt und finanzielle Mittel des Landes flossen in andere Projekte. Bereits 1641 war die Schanzanlage so reparaturbedürftig, dass sich die Landesregierung damit auseinandersetzen musste. Allerdings hatte die Kammer zunächst kein Geld dafür übrig.

Erst am 1. Dezember 1642 wurde Elias Gumpp, dessen Bruder Christoph inzwischen Hofarchitekt der Landesfürstin geworden war, beauftragt nicht nur Ehrenberg zu besichtigen, sondern auch Scharnitz und etwaige Reparaturbedürfnisse festzustellen. Die Überprüfung dauerte Jahre. Am 7. April 1645 lag Claudia ein Bericht über Scharnitz vor. Er war alles andere als positiv, doch Gumpp beschränkte sich nicht nur auf einen einfachen Bericht, er versah ihn auch mit Vorschlägen: ein zweites Tor sollte errichtet werden, um den Durchzug von Truppen zu verhindern. Im Herbst 1645 beauftragte Claudia die notwendigen Arbeiten an der Porta Claudia, ebenso wie Ausbesserungsarbeiten und die Fertigstellung von bereits begonnen Reparaturen.

Die Entscheidung fiel natürlich nicht ohne die überregionale politische Entwicklung im Auge zu behalten. Der Dreißigjährige Krieg war noch lange nicht vorbei. Ab 1635 hatte die vierte Phase begonnen: der schwedisch-französische Krieg. Bereits 1634 hatten die protestantischen und schwedischen Truppen eine vernichtende Niederlage erlitten, die zum Ausscheiden der protestantischen Reichsstände aus der Protestantischen Union führte, Unter der Führung der Kursachsen wurde mit Kaiser Ferdinand II. der Prager Friede abgeschlossen. Die Schweden wollten den Krieg jedoch nicht beenden. Sie verbündeten sich daraufhin mit dem katholischen Frankreich und schlossen den Vertrag von Compiègne. Gestärkt durch den neuen Verbündeten zogen die Schweden wieder gegen die Habsburger. Die konfessionelle Note des Krieges verschwand in dieser Phase völlig.