Das Unheil zieht vorüber

Als Elias Gumpp 1642 die Besichtigung der Schanze in Scharnitz vornehmen musste, häuften sich die Frontberichte über das Näherkommen der schwedisch-französischen Truppen. Doch zwischen den Kriegsparteien gab es keine Schlachten mehr, die das Pendel entscheidend in die eine oder anderen Richtung hätten bewegt. In dieser Situation kommt es bereits ab 1643 zu Verhandlungen in Münster und Osnabrück über einen möglichen Friedensschluss. Ein Ende des Krieges scheint also absehbar. Claudia geht davon aus, dass die Bedrohung wieder zurückgeht. Gumpp kann sich mit seinem Bericht Zeit lassen.

1645 allerdings einigen sich die Schweden mit den Sachsen auf einen Waffenstillstand. Sachsen scheidet damit aus dem Krieg aus. Ohne diese Kriegspartei können schwedisch-französische Truppen wieder vermehrt in den Süden vordringen. Es überrascht nicht, dass die Tiroler Regierung deshalb im Herbst 1645 auf die Bedrohungslage reagiert und Claudia die Befestigungsanlage ausbauen und reparieren lässt. Die Zeit läuft schließlich davon: im Herbst 1646 befinden sich die Schweden schon in Bayern und bedrohen neuerlich die Tiroler Nordgrenze. Unerwartet kommen sie auch vom Westen. Am 4. Jänner 1647 erobern sie Begrenz und setzen ihren Weg Richtung Tirol fort.

Es sollte noch bis 1648 dauern, ehe der Westfählische Friede verkündet und damit der Dreißigjährige Krieg beendet werden kann. Kämpfe, Scharmützel und Schlachten hatten bis zum Schluss die Kriegsparteien und die Menschen in den Gebieten, wo die Kriegshandlungen ausgetragen wurden, in Atem gehalten.

Claudia de’Medici amtiert als Landesfürstin bis 1646, ehe sie die Regierungsgeschäfte abgibt und ihr Sohn Ferdinand Karl Tiroler Landesfürst wird. Das Kriegsende erlebt sie noch. Claudia verstirbt am 25. Dezember 1648 im Alter von nur 44 Jahren in Innsbruck. Dass die Wehranlage in Scharnitz einmal ihren Namen tragen soll, das erlebt sie allerdings nicht mehr.

Und auch ein anderer politischer Weggefährte sollte Claudia bald in den Tod folgen: Kanzler Wilhelm Biener, dem im 20. Jahrhundert das Buch “Der Kanzler von Tirol” gewidmet wurde, in dem auch eine Szene in Scharnitz spielt, wird 1651 nach einem Geheimprozess von Ferdinand Karl hingerichtet.

In Scharnitz steht nun eine Befestigungsanlage. Doch ist nun die Gefahr fürTirol schon vorüber? Kommen Zeiten des Friedens? Noch ahnt niemand, dass die Schanze in Scharnitz schon 50 Jahre später fallen soll.