Der Scharnitz-Wald

Wir befinden uns im Werdenfelser Land. Hier sehen wir hohe Berge, eine reizvolle Landschaft, im Sommer blühend, im Winter schneebedeckt. Das Klima ist rau, doch oft täuschen die sattgrünen Wälder und ein strahlend blauer Himmel darüber hinweg. Der Wind kann schneidend sein, die Temperaturen tief sinken.

Wir sind hier in einem Wald, der einst weite Flächen bedeckt und vom Seefelder Plateau bis hinaus nach Klais gereicht hat. Dieser Wald wird „Scharnitz-Wald“ genannt. Zum Ursprung des Wortes Scharnitz gibt es verschiedene Erklärungen, die allesamt über Jahrhunderte zurückreichen. Eine ist die Beschreibung „mitten in der Waldeinsamkeit“, wie es im Jahr 760 in der Gründungsurkunde eines Klosters heißt: „In Solitudine Scarantiensi“. In den 1970er-Jahren wird das Kloster Scarantia, also Scharnitz, bei Klais durch Ausgrabungen nachgewiesen. Bestanden hat es seinerzeit nicht lange: Schon zwölf Jahre nach seiner Gründung wird das Kloster wieder aufgelassen, da die Gegend zu rau, karg und wild ist.

Die Beschreibung der Landschaft hat dem Wald seinen Namen gegeben und er dem Ort Mittenwald, denn diese Siedlung wird im Jahr 1098 „mitten im Wald“ gegründet. Schon damals liegt Mittenwald aber nicht nur mitten im Scharnitz-Wald, sondern auch an einer wichtigen Handelsstraße und zentralen Nord-Süd-Verbindung, die bereits in der Antike Rom mit Augusta Vindelicorum verbindet, dem heutigen Augsburg.

Von Mittenwald aus werden Scharnitz und die Leutascher Gebiete besiedelt. Grundbesitzer in dieser Gegend sind dazumal die Benediktiner-Mönche. Wir werden noch erfahren, dass diese Besitzverhältnisse zu Entwicklungen führen, die die Ansiedlungen im Scharnitzer Gebiet dreiteilen werden.