Der Blick auf das Gestern

Was bleibt von der Geschichte der Porta Claudia? Von den Kämpfen 1805 und 1809? Was geben uns die Ereignisse für die Zukunft mit auf den Weg?

Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts gründen engagierte Gemeindemitglieder über die Grenze hinweg Initiativen, deren Mitglieder die alte Wehrruine als kulturelles Erbe betrachten und ihren touristischen Wert sehen. Vielerorts führt der Tourismusboom im 20. Jahrhundert dazu, dass kulturell interessierte Gäste aus den verschiedensten Ländern mehr über Ruinen, alte Burgen und Schlösser wissen möchten. Schließlich wird bekannt, dass es auch in Scharnitz Ruinen gibt, die anzusehen sich lohne. In Scharnitz bemühen sich der seit 1999 bestehende Kunst- und Kulturverein und der 2007 gegründete Verein zum Erhalt der Porta Claudia darum, die Überreste der Wehrruine und ihre historische Bedeutung einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und sie kulturtouristisch zu nutzen.

Die Porta Claudia und ihre Geschichte haben eine europäische Dimension. Aus einem Symbol für Teilung, Grenze und Krieg kann durch Betrachten der dramatischen Ereignisse und ihrer Folgen das Ziel der europäischen Einigung abgeleitet werden: Wir erkennen, wie wertvoll das friedliche Zusammenleben der Menschen unabhängig von Grenzen in einem vereinten Europa ist, in dem Engagement und Zusammenarbeit Ideen, Talente und Fähigkeiten zusammenbringen.

Als das Land Tirol 2009 anlässlich der Tiroler Freiheitskämpfe 200 Jahre zuvor ein Gedenkjahr abhält, sind es in Scharnitz die Grenze und ihre Geschichte, die in den Mittelpunkt rücken. In zahlreichen Veranstaltungen werden die Themen „Grenzen überschreiten“, Zusammenleben „ohne Grenzen“ betont und vermittelt. Künstler verarbeiten ihre Gedanken dazu in Werken, eine geschichtliche Ausstellung bringt den Menschen die Vergangenheit näher, Filme und Musik sind als bayerisch-tirolerische Koproduktionen ein lebendiges Zeugnis der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Mit der Bildung der Städtepartnerschaft zwischen Scharnitz an der Isar-Quelle und Plattling an der Isar-Mündung 2009 vertiefen sich die Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Tirol und Bayern für Scharnitz weiter. Sie sind die Grundlage und ein Beispiel für die Erfolgsgeschichte jener Länder, die sich einst im Krieg begegnet sind und nunmehr in Frieden und Wohlstand gemeinsam in die Zukunft gehen.