Der bauliche Überblick

Wir haben nun die Grenze von Bayern nach Tirol überquert und befinden uns jetzt unmittelbar am Fuße der ehemaligen Wehranlage Porta Claudia.

Das Ausmaß der Porta Claudia zum Zeitpunkt ihrer größten Ausdehnung ist in dem nachstehenden Blick von oben abgebildet. Die Karte stammt aus der Gegenwart, doch können immer noch von oben die Bereiche erkannt werden, wo die Porta Claudia einst stand. In verschiedenen Farben werden ihre damaligen Ausmaße und Konturen über die aktuelle Karte gelegt, um einen Überblick zu geben, welch gewaltiges Bauwerk die Porta Claudia war.

Man kann die Errichtung der Porta Claudia in mehrere Bauphasen unterteilen: die Bauphase 1, hier in Violett dargestellt, entspricht den Befestigungen, wie sie von Claudia de’Medici angeordnet wurden. Dies ist eine Befestigung, die im Süden des Ortes an der Isar errichtet wurde. Dazu kommen ein Palisadenzaun und eine weiter nördlich errichtete Zaunbefestigung, die in einer Darstellung aus dem 17. Jahrhundert abgebildet ist und spätestens 1652 errichtet worden dürfte. Über Scharnitz, dort wo sich heute die XII. Station des Kalvarienbergs befindet, ist bereits ein Blockhaus ausgewiesen, das zum Fort Sankt Nikolo gehört.

Bauphase 2, hier in Hellgrün dargestellt, betrifft die baulichen Veränderungen, die Anfang des 18. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Eine neue Talsperre mit Tor und Kapelle wurde im Norden errichtet, der grün umrahmte Gasthof zur Blauen Traube damals als Pulverlager und -depot verwendet. Das Fort Sankt Nikolo erhält einen Holzzaun.

Bauphase 3 fällt in den Zeitraum der 1760er und 1770er. Sie ist in Gelb dargestellt. Es sind dies die Maßnahmen, die unter Kaiserin Maria Theresia befohlen wurden. Die Festung wird im Norden ausgebaut, ein neuer Geschützstand wird hinzugefügt, die vier westlichen Bergbastionen werden bis ganz an die oberste Felswand des Berges hinauf gezogen und Erweiterungsbauten im Kasernenbereich der Wehranlage kommen hinzu.

Schließlich in Blau: die Bauphase 4. Es sind Maßnahmen, die zwischen 1796 und 1800 zur Verstärkung der Befestigung durchgeführt wurden, wie die Errichtung des Vorwerks oder eine zusätzliche Palisade vor einem entlang der Nordmauer von West nach Ost gezogenen Wassergraben.

Die Festungsforscher unterteilen die Porta Claudia aber auch räumlich in drei Bauteile: den östlichen Bereich der Bergbastion, der sich zum steil abfallenden Fels hin bewegt und heute von allen Bereichen am wohl schlechtesten erhalten ist. In der Mitte der Porta Claudia liegt die “Tor-Bastion”, zu der die Gebäude links und rechts des Straßenverlaufs ebenso zählen wie das Haupttor mit seiner Kapelle oder die Kaserne an der Isar. Schließlich ist der westliche Teil als “Isar-Bastion” bezeichnet, er beinhaltet die baulichen Befestigungsanlagen auf der westlichen Seite der Isar, sowohl das Vorwerk als auch die vier Bergbastionen, die sich entlang der Mauer befinden.

Bilder aus dem Kartenmaterial der damaligen Zeit, kombiniert mit heutigen Luftbildern, lassen eine Verortung der Bauteile der Porta Claudia gut sichtbar werden.