Das Fort Sankt Nikolo

Wir gelangen nun in einen Bereich, wo sich heute die letzten drei Stationen des Kalvarienbergs befinden. Rund um uns herum befinden sich Mauerüberreste, die Zeugnisse des ehemaligen Forts Sankt Nikolo sind. Zu unserer Linken befindet sich die Grabeskapelle des Kalvarienbergs, die XIV. Station. Die heute liebevoll gepflegte Kapelle wurde erst nach 1900 errichtet und zwar an genau jener Stelle, wo sich einst ein Zugangstor zum Fort befand.

Die damalige Scharnizer Ortschronistin, Sieglinde Heiss, hat sich mit den Mauerwerken, den Umrissen und der Lage des Forts auseinandergesetzt und anhand der Überreste eine Karte erstellt. Auf diesem gezeichneten Plan ist erkennbar, dass man von zwei Seiten in das Fort gelangen konnte – durch den Torbogen bei der heutigen Grabeskapelle und auf der anderen Seite, wo der Weg des Kalvarienbergs nach oben führt.

In der Mitte des einstigen Forts steht heute die XII. Station des Kreuzwegs – ein großes Holzkreuz, das nach der Zerstörung der Porta Claudia 1805 bzw. 1809 an dieser Stelle aufgestellt und 1898 ersetzt wurde. Überhaupt wurde mit dem Bau des Kreuzwegs unmittelbar nach der Zerstörung der Wehranlage begonnen. Auf dem schmalen Steig, den wir hinunter gehen werden, wurden gleich 1805 die fünf gemauerten Kreuzwegstationen errichtet.

Das Fort Sankt Nikolo war ursprünglich neben dem Fort Claudia, das an der Isar lag, der obere Teil der zweiteiligen Befestigungsanlage. Man hatte einen guten Blick auf die einstige Grenze. Im 17. Jahrhundert bestand dieses Fort aus einem Holzgebäude und entsprechenden Palisaden rundherum. Das Mauerwerk wurde ein Jahrhundert später beim Ausbau der Festung errichtet und verstärkte das Fort entsprechend.

Bevor wir den Kalvarienberg entlang hinunter ins Dorf gehen, genießen wir noch den Ausblick und blicken auf die Isar-Brücke. Dort lag die alte Grenze vor 1766 – und links von der Isar, wo heute der Aufgang zum Ortsteil Inrain beginnt, wurde die allererste Befestigungsanlage der späteren Porta Claudia errichtet. Das Gelände, das sich links der Isar befindet, weist aufgrund seiner Höhenentwicklung und seinem weiteren Verlauf nach Norden darauf hin, wo sich früher die erste Befestigungsanlage befand. Wir haben versucht auf einer Landkarte des heutigen Scharnitz den vermutlichen Verlauf der ersten Verteidigungsanlage einzuzeichnen. Grundlage für diese Zeichnung sind die Geländeformation und eine Zeichnungsskizze, die von den Gebrüdern Gumpp angefertigt wurde.