Claudia De’Medici

In diesen unruhigen Zeiten, in denen die Kriegsgefahr so groß wie nie war, lag die Verantwortung für Tirol in der Hand einer Frau: der Landesfürstin Claudia de’Medici.

Geboren am 4. Juni 1604 in Florenz als Tochter des Großherzogs Ferdinand der Toskana und seiner Frau Christine von Lothringen heiratete sie schon früh im Jahr 1621 Frederico Ubaldo della Rovere, der jedoch schon früh im Jahr 1623 verstarb. Mit 22 Jahren heiratete Claudia erneut: diesmal Erzherzog Leopold V. von Habsburg, wodurch sie auch Landesfürstin von Tirol wurde.

Leopold V. war der Bruder von Kaiser Ferdinand II., dessen Politik den Dreißigjährigen Krieg ausgelöst hatte. Claudia bringt nach Tirol italienische Kultur, aber auch Wissen und Innovation mit. Als die fünffache Mutter 1632 erneut Witwe wird, ist ihr ältester Sohn Ferdinand Karl gerade vier Jahre alt und weit davon entfernt selbst die Regierungsgeschäfte in Tirol zu führen. Claudia übernimmt selbst die Aufgabe der Landesfürstin und führt die Tiroler Regierungsgeschäfte zusammen mit ihrem Kanzler Wilhelm Biener bis 1646.

Claudia regiert klug: sie führt das Barocktheater ein und fördert die Kunst, setzt wirtschaftspolitische Impulse. Mit einer neuen Verfassung der Bozner Messe bringt sie 1635 den Handel in Schwung und gründet in Bozen im gleichen Jahr ein Merkantilmagistrat, das Handwerk in Tirol wird von ihr gefördert und Investitionen in die Infrastruktur durchgeführt.

Infrastruktur, dazu gehörte in den 1630er-Jahren freilich vor allem die Verteidigungsinfrastruktur. Claudia ist sich der politischen Lage bewusst und sieht mit Sorge, wie die Schweden nach Süden vorrücken. Noch unter Leopold V. hatten die  Brüder Christoph und Elias Gumpp, beides Innsbrucker Architekten, den Auftrag erhalten 1632 eine Nachschau bei den nördlichen Verteidigungsanlagen durchzuführen. Besonders Ehrenberg und Scharnitz standen im Fokus, rechnete man doch damit, dass die Schweden dort nach Süden durchbrechen konnten.

Eine Befürchtung, die nicht unbegründet war. Unter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar marschierten Schwedische Truppen von Augsburg gegen Ehrenberg. Füssen wird am 23. Juni 1632 erobert. Ein Angriff auf Ehrenberg scheitert, vier Tage später ziehen sich die Schweden wieder zurück. Nun geht die Angst um: würden sie nun versuchen bei Scharnitz durchzumarschieren? Leopold reagiert: eine Kompanie aus Welschtirol wird zusammen mit gut ausgerüsteten Jägern und Schützen nach Scharnitz befohlen um dort die anwesenden Verteidigungskräfte zu verstärken.

Die Schweden kommen jedoch nicht. Durch einen Angriff von Wallenstein geraten die Schweden in die Defensive und müssen sich nach Nürnberg zurückziehen. Weitere Verluste am 3. September erzwingen einen weiteren Rückzug nach Sachsen, wo Gustav Adolf im November 1632 in einer Schlacht fiel.

Der Schock über das ungebremste Vordringen der Schweden in der ersten Jahreshälfte saß jedoch tief. Ehrenberg und Scharnitz müssen verteidigt werden und bestehende Befestigungen evaluiert werden.