Kein Vergessen

Der „Bayerische Rummel“ ist nicht vergessen. Obwohl in der Geschichte Tirols hauptsächlich die Freiheitskriege von 1809 in Erinnerung gehalten werden, treten seit einigen Jahren gerade in den vom „Bayerischen Rummel“ betroffenen Gemeinden die damaligen Ereignisse wieder stärker ins allgemeine Bewusstsein. Sie warten darauf, dass eine neue Generation sie für ihre Zukunft interpretiert.

2003 wird in Scharnitz nördlich des westlichen der ehemaligen Zollgebäude eine Stele aufgestellt, die an den „Bayerischen Rummel“ erinnert. Das Denkmal daneben ist bereits 1890 zur Erinnerung an die blutigen Kämpfe gegen die bayerisch-französischen Truppen 1805 errichtet worden. Neben diesem Gedenkstein in Form eines Obelisken mit einem Kreuz auf der Spitze nimmt sich die Stele an der Seite vergleichsweise bescheiden aus.

2009 findet im Hof der ehemaligen Kaserne, der heutigen Porta-Claudia-Arena, im Rahmen des Tiroler Landesgedenkjahres eine große „Landlibell“-Veranstaltung statt. Damit wird einerseits des Landlibells und der Schlacht von 1805 gedacht, andererseits auch aller Aspekte der kriegerischen Vergangenheit der Porta Claudia.

Regelmäßig gibt es in Scharnitz Veranstaltungen, die an dieses historische Erbe erinnern. Initiativen werden gestartet, um die Porta Claudia als kulturelles Wahrzeichen für die Region zu beleben. Es ist jedoch nicht das Symbol des Krieges, der Abschottung oder der Verteidigungsbereitschaft, für das die Porta Claudia und ihre Überreste stehen. Es ist der Lauf der Geschichte, zu dem auch und besonders die Ereignisse während des „Bayerischen Rummels“ gehören, der zu einem Symbol wird. Ein Symbol, das zeigt, wie aus einer blutigen Vergangenheit voller Hass und Zerstörung in einer Grenzregion zwischen ehemaligen Feinden nach und nach Bande entstehen, die heute in tiefer Freundschaft miteinander verbunden sind. Ein Symbol, das uns die Wandlung von Hass und Gewalt zu Frieden und Zusammenarbeit vorzeigt. Und damit ein Symbol, das jenen Geist verkörpert, der im 20. Jahrhundert mit der Gründung der Europäischen Union und ihrer Vorläufer den Kontinent erfasst und zum Ziel hat, Freiheit, Wohlstand und Zusammenarbeit auch in anderen Regionen Europas und der Welt zu fördern.

Der „Bayerische Rummel“ wird somit zum Teil eines Lehrstücks für ganz Europa.