1703 – Als die Mauern fielen

Die Porta Claudia: Erbaut als Grenzfestung zum Schutz vor Feinden, die den Krieg nach Tirol tragen wollen. Erbaut im Jahr 1633 unter der Landesfürstin Claudia deʼ Medici. Erbaut zur Abwehr der Schweden, die aus dem Norden kommen und das modernste Heer ihrer Zeit haben. Sie kämpfen im großen und blutigen Krieg, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Leid und Tod über Europa bringt.

Vor ihre Bewährungsprobe wird die Wehranlage allerdings erst hundert Jahre später gestellt. Der Spanische Erbfolgekrieg wird seine Spuren in Scharnitz hinterlassen und hier als „Bayerischer Rummel“ in die Geschichte eingehen.

In Österreich regiert zu dieser Zeit Kaiser Leopold I., ein Habsburger. In Frankreich ist es König Ludwig XIV., ein Bourbone und verheiratet mit Maria Teresa von Spanien. Ihr gemeinsamer Sohn Louis de Bourbon, der vor seinem Vater gestorben ist, hatte einen Sohn, Philipp von Anjou. Er soll nach dem Tod von König Karl II. von Spanien am 1. November 1700 den spanischen Thron erben.

Dies hat der kinderlose Herrscher in seinem Testament verfügt. Allerdings stammt Karl II. selbst aus der spanischen Linie der Habsburger. Angesichts der alten und auch kriegerisch ausgetragenen Rivalität zwischen den Habsburgern und den französischen Bourbonen ist abzusehen, dass die Folge eines Bourbonen auf den Thron eines Habsburgers nicht einfach hingenommen wird.

Der Konflikt ist deshalb besonders heikel, weil er die strategische Lage in Europa betrifft: Ein Habsburger als König in Spanien und ein Habsburger als römisch-deutscher Kaiser können Frankreich und damit die Bourbonen im Falle eines neuerlichen Krieges in die Zange nehmen. Mit einem Bourbonen auf dem spanischen Thron wäre Frankreich strategisch also in einer besseren Position – und es bescherte dem Königshaus eine Vergrößerung seiner Macht.

Diese Aussichten veranlassen allerdings eine Reihe europäischer Länder unter der Führung des Habsburgers Leopold I. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Einspruch gegen die Thronbesteigung des Bourbonen Philipp zu erheben. Ihre Begründung: Seine Großmutter Maria Teresa habe bei ihrer Heirat mit Ludwig XIV. auf ihr spanisches Erbe verzichtet. Frankreich hält dagegen: Der Verzicht sei mit einem Heiratsvertrag geregelt, in welchem als Gegenleistung die Zahlung einer halben Million Gold-Ecu vereinbart war. Die Zahlung sei aber nie erfolgt, der Verzicht damit gegenstandslos.

In diesem Streit um den spanischen Thron hat es neben dem Bourbonen Philipp und dem Habsburger Erzherzog Karl zunächst noch einen dritten Kandidaten gegeben. England wollte verhindern, dass Spanien und dessen Kolonien in Übersee an Österreich oder Frankreich fallen. Deshalb hat es versucht, den spanischen König davon zu überzeugen, den bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand zum Erben zu ernennen. Doch der unerwartete Tod des siebenjährigen Kurprinzen im Jahr 1699 hat den Plan der Engländer zunichte gemacht.

Diese Gemengelage führt schließlich zur Eskalation des Krieges.